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Bericht zum Hospital Bethesda - Verein zur Unterstuetzung der zahnmedizinischen Versorgung in Laendern der Dritten Welt e.V.

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Bericht zum Hospital Bethesda

Projekte > Togo

Das Projekt Cabinet Dentaire des Vereins zur Unterstützung der zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der Dritten Welt e. V. im Hospital Bethesda in Agou Nyogbo, Togo


In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Höpital Bethesda im Südwesten von Togo von Bremer Missionaren der Norddeutschen Mission gegründet. 1969 bekam das Krankenhaus sein heutiges Aussehen durch den Bremer Architekten Carsten Schröck, ein wuchtiger Betonbau, der etwas fremd in der Regenwaldregion am Fuß des Mont Agou steht. Es hat heute ca. 120 Betten in fünf Abteilungen, in denen unter Leitung eines Chefarztes, der seine Facharztausbildung in Deutschland absolviert hat, nach deutschen Standards behandelt wird. Das Hospital wird weiterhin von der Norddeutschen Mission unterstützt. Durch die bis heute enge Bindung an Bremen heißt der Dorfteil „Quartier Breme".

In einem später angefügten Seitentrakt richtete 1997 der Bremer Kieferchirurg und HNO-Arzt Dr. Dr. Lür Köper zunächst eine Praxis für die MKG-Chirurgie ein, die zur besseren Auslastung zum Cabinet Dentaire umgerüstet wurde. Die drei klimatisierten Praxisräume, die Einrichtung und das Instrumentarium entsprechen deutschen Maßstäben. In 3 - 4-wöchigen
Einsätzen wird die Praxis von Kolleginnen und Kollegen betreut. Unterstützt wurden sie dabei zunächst von einer deutschen Zahnarzthelferin, später durch eine in Deutschland ausgebildete togolesische Krankenschwester, die eine zusätzliche Ausbildung als Zahnarzthelferin bekam. Heute hilft ein angelernter  Krankenpfleger.

Das Behandlungsspektrum besteht in der Hauptsache aus oralchirurgischen Eingriffen, insbesondere schwierigen Extraktionen, Osteotomien, Abszesseröffnungen bis hin zur Erstversorgung von Unfallverletzten mit Kieferbrüchen durch die nicht seltenen schweren Verkehrsunfälle. Ein- bis zweimal mal im Jahr kommt Dr. Köper um die anstehenden kieferchirurgischen Behandlungen, wie Osteosynthesen, LKG-Spalten- und Tumoroperationen z. B. auszuführen. Das konservierende und parodontologische Behandlungangebot wird von den Patienten, die häufig erst als Schmerz-Spätfälle kommen, weniger in Anspruch genommen. Grund dafür ist die verbreitete Armut, die bei der Honorargestaltung große Schwierigkeiten macht. Es gibt keine allgemeine Krankenversicherung. Bis auf die Krankenhaus- und Kirchenangestellten sind alle Selbstzahler. Die Löhne werden vielfach erst mit monatelanger Verspätung gezahlt. Oft stehen wir daher vor der Frage: Was tun, wenn ein Eingriff dringendst angezeigt ist, der Patient aber wirklich kein Geld hat und die oft vielen Kilometer zum Krankenhaus schon zu Fuß gegangen ist, weil er die wenigen Franc für das Buschtaxi nicht bezahlen kann. Da hilft dann nur noch das „cadeau d'argent" aus der eigenen Tasche. Unter diesem Problem leidet das ganze Hospital, das große finanzielle Schwierigkeiten hat. Andererseits ist der Wunsch nach Frontzahnprothesen groß, dessen Erfüllung durch Geldaufnahme in der Familie ermöglicht wird.

Zusätzlich wird eine kleine Krankenstation im Norden 14täglich besucht sowie mit einer transportablen Bundeswehreinrichtung das
Staatsgefängnis in der 120 km entfernten Hauptstadt Lome, in dem ein besonders großer Behandlungsbedarf besteht: Von den in vier Einsätzen behandelten 497 Patienten waren 198 Gefängnisinsassen. Zu der starken physischen Belastung durch die große Hitze und die Luftfeuchtigkeit kommt eine zusätzliche psychische durch die hier fast unerträglichen Zustände. Wenn bei uns ein Patient Zahnschmerzen hat, kann er sicher sein, schnell und sachgerecht davon befreit zu werden. Die Gefängnisinsassen haben oft schon über längere Zeit an mehreren, meist tief zerstörten Zähnen große Schmerzen und ihre umfangreiche Behandlung, die in einer Sitzung erledigt werden muss, bringt Patienten und Behandler nicht selten an den Rand der Erschöpfung. Erstaunlich und beruhigend ist die für uns ungewohnte gute Heilungstendenz.

In dem anschließenden Wochenende am Strand, im Seemannsheim, dem Treffpunkt der „Yovos", wie die Weißen hier genannt werden, oder bei gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Entwicklungshelfern oder Angehörigen der Deutschen Botschaft erfolgt dann der Versuch der Rehabilitation, bei dem internationale Freundschaften geschlossen werden.

Neben der Patientenbehandlung wird einheimisches Hilfspersonal, meist ausgebildete Krankenpfleger, als Dental Therapists ausgebildet, um Leerzeiten, in denen keine zahnärztliche Besetzung möglich ist, zu überbrücken. Die damit verbundenen fachlichen und gesetzlichen Fragen bedürfen noch der weiteren Klärung.

Betrieben
wird das Cabinet Dentaire im Höpital Bethesda durch den Verein zur Unterstützung der Zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der Dritten Welt, der 1981 von norddeutschen Zahnärzten gegründet wurde. Er ist bemüht, die kontinuierliche zahnärztliche Besetzung der Einrichtung sicherzustellen. Die Tätigkeit ist für Jüngere, die schnell Extraktionsroutine bekommen möchten, nicht geeignet. Für voll im Berufsleben Stehende ist es schwierig, für längere Zeit die eigene Praxis zu verlassen, und für Ältere können die ungünstigen klimatischen Bedingungen mit Temperaturen, nicht selten über 40°C und 80% Luftfeuchtigkeit, die Ernährungs- und Gesundheits-Probleme kritisch werden. Daraus mag sich erklären, dass es nicht immer möglich ist, die Praxis ganzjährig zu besetzen und dass die Nachfrage nach Interessenten ständig besteht.

Wir haben gerade das dritte Jahrtausend begonnen. Bei allem Stolz auf das Erreichte darf nicht vergessen werden, dass es Menschen gibt, die noch heute wie vor einigen hundert Jahren in der Abgelegenheit ihrer Dörfer leben. Menschen, ohne die Möglichkeit ausreichender ärztlicher und zahnärztlicher Behandlung. Mit ihrer Beteiligung am Cabinet Dentaire im Hospital Bethesda ist der Verein zur Unterstützung der zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der Dritten Welt bemüht, ohne großes Aufsehen davon zu machen, seinen Anteil an der Linderung dieser Not als aktive Entwicklungshilfe zu leisten.



 
 
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